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Goch Theo Erps hat die Krippen für Ostern

VON THOMAS CLAASSEN - zuletzt aktualisiert: 30.03.2013

Goch (RP). Krippen sind für Weihnachten, denn sie zeigen Christi Geburt. Stimmt nicht, sagt Theo Erps und zeigt am Sonntag Tiroler Tradition: Fastenkrippen, die am Niederrhein weitgehend unbekannt sind.

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                aufgebaut: Theo Erps hinter einer der drei
                Passionskrippen, die beispielsweise am Sonntagnachmittag
                in Asperden zu sehen sind. Foto: Klaus-Dieter Stade
Gerade aufgebaut: Theo Erps hinter einer der drei Passionskrippen, die beispielsweise am Sonntagnachmittag in Asperden zu sehen sind. Foto: Klaus-Dieter Stade

Krippenpradies Gocher Land, Graefenthalstraße 15. Mitten in Asperden. Der Hausherr und Fachmann, der Jäger und Sammler in Sachen Krippen aus aller Welt, öffnet die Tür. Mit Krücken noch, aber überraschend leichtfüßig, so kurz nach seiner Operation. Gut, dass Theo Erps die Reha auch schon hinter sich hat, jetzt, zu Ostern. Da kann er öffnen. Am Sonntag und obendrein nach Vereinbarung wieder (garantiert staunende) Gäste empfangen in diesem angemieteten ehemaligen Geschäftslokal, das viel mehr ist als Ausstellung oder Museum. Zu sehen ist hier das Lebenswerk des Experten. Viele Niederrheiner pilgern in der Adventzeit nach Asperden. Aber jetzt? Zu Ostern? Lust auf Krippen? Theo Erps hat da was. Mittlerweile sogar schon in drei verschiedenen Ausführungen. Fastenkrippen.

Wie bitte? Theo Erps: "Jawohl, genau das. Krippen für die Osterzeit. In Tirol haben sie schon eine sehr lange Tradition. Sie zeigen Szenen aus der Leidensgeschichte. Den Ölberg beispielsweise, die Geißelung, die Dornenkrönung, Kreuzweg, Kreuzigung, Begräbnis und Auferstehung."

Vielfach nicht so aufwendig gestaltet, sprich, beispielsweise aus Holz geschnitzt. Farbig zwar, aber äußerst leicht im Material. Aus Papier beispielsweise. So wie die besonders detailreiche "Götzner". Sie hat eine richtige Kulisse, ist nämlich an drei Seiten von einer hohen Landschafts-Szene (alles aus Papier, auf Sperrholz aufgezogen und dann sorgsamst ausgesägt) umschlossen. Und sie zeigt den vom Götzner "Wagnermeister" Franz Eigentler gebauten Krippenberg in etwa 30 einzelnen Szenen, mit vielen Figuren. Alles sehr theatralisch und teils sehr drastisch. Jesus stirbt am Kreuz. Vorn links aber stirbt noch jemand. Judas baumelt, gerade aufgeknüpft, an einem hohen Baum.

"Die mehr als 200 handbemalten, technisch fein gearbeiteten Papierfiguren im Stil des Barock sind von großer künstlerischer Qualität und stammen von Georg Haller (um 1800)", vermeldet die österreichische Gemeinde Götzens westlich von Innsbruck, in deren Pfarrkirche genau diese Fastenkrippe immer bis Karsamstag gezeigt wird.

"Zu kurz eigentlich", findet Theo Erps. Denn eine Szene dieser Fastenkrippe ist ja die Auferstehung Jesu. Genau deshalb ist besagte Krippe in Asperden auch am Ostersonntag zu sehen. Von 14 bis 17 Uhr ist das Krippenparadies Gocher Land für alle Interessierten geöffnet. Eintritt wird, wie immer, bei Theo Erps nicht erhoben. Kaffee, Kuchen und Gebäck gibt es frisch und gleich im Haus. Und dazu noch eine Menge Hintergrund-Informationen vom Hausherrn.

Nur zwei der bislang drei großen, nun gezeigten Fastenkrippen sind übrigens aus einfachem Papier und Sperrholz. Gerade aufgetrieben und sofort angeschafft hat Theo Erps die erste dreidimensionale Fastenkrippe mit "richtigen" Figuren. Nicht geschnitzt zwar, sondern, wie heute so häufig, aus Kunststein gegossen und dann von Hand koloriert. Allen aber ist gemein: Sie bilden nicht, wie die Weihnachtskrippen, im wesentlichen eine Szene ab, sondern zeigen die gesamte Passionsgeschichte.

Solche "Osterzeitkrippen" haben sich nie auch nur annähernd so verbreitet wie die weihnachtlichen. Auf deren Sammlung wird Theo Erps auch weiterhin sein Haupt-Augenmerk richten. Und – ganz ohne Zweifel: Die Vielfalt dieser Weihnachtskrippen begeistert immer. Sogar jetzt, zu Zeiten von Auferstehung und Osterhasen. Faszination ist halt zeitlos.

Quelle: RP